ARTIST IN RESIDENCE at AiRK KOBE
Term: 1 Jun 2025 - 30 Jun 2025
ヴァレリア・シュナイダー 成果発表&レセプション”Misty Mornings”
Valeria Schneider WIP Exhibition “Misty Mornings”
作家|Artist:ヴァレリア・シュナイダー|Valeria Schneider
会場|Venue:北野アレイb103 (650-0003 兵庫県神戸市中央区山本通2丁目9−13)
KITANO Alley b103 (2-9-13, Yamamoto-dori, Chuo ward, Kobe, Hyogo 6500003)
展示日時|Dates:
2025年6月28日(土) & 29日(日) 11:00 - 18:00|28 & 29 June, 2025 11:00 - 18:00
クロージングレセプション|Closing Reception:
2025年6月29日(日) 16:00 - 18:00|29. June, 2025, 16:00 - 18:00
During her time in Kobe, Valeria Schneider turned her attention to the city’s long-standing history of pearl processing - an intricate, often invisible craft traditionally carried out by women. Engaging with the quiet gestures and repetitive actions embedded in this labor, she explored its poetic and material resonance. What began as a site-specific inquiry gradually unfolded into broader questions that continue to shape her artistic practice: How do we attend to what resists visibility? How do gestures, formed through care and repetition, carry memory across bodies and time? These reflections inform Schneider’s ongoing engagement with transformation, intimacy, and the body as a site of collective, tactile memory.
Her works inhabit the fragile borderlands between perception and absence, presence and silence. They trace the outlines of what resists definition: elusive moments, intangible atmospheres, the subtle tensions between what lies on the surface and what dwells within. Her pieces quietly confront questions of invisibility, intimacy, and touch - exploring how we navigate a world where boundaries shift, certainty dissolves, and connection feels at once urgent and precarious. There is no easy narrative here, no clear answers, but rather an invitation to dwell in ambiguity and uncertainty. In the face of a world marked by rapid change, fragmented experiences, and the relentless pressure to perform and define, Schneider’s works offer a space of pause - a measured, tentative approach that holds complexity without closure. The pearl - opaque, layered, and slowly formed - becomes a symbol of this process: a quiet resistance to immediacy and a reminder of the value in subtlety, care, and the slow unfolding of meaning. Her art does not seek to condemn or critique outright, but to open a space for reflection - to ask what it means to move through an unstable reality, to touch and be touched, and to find closeness in an age increasingly marked by distance. This exhibition does not present fixed truths, but rather points of departure: fragments and gestures that invite us to reconsider how we inhabit the space between visibility and invisibility, presence and absence - and to listen closely to what remains unsaid.
ヴァレリア・シュナイダーは神戸での滞在中、長い歴史を持つ真珠加工に注目しました。これは、精巧で可視化されにくい、従来女性によって担われてきた技術です。彼女はこの加工作業における静かな所作や反復的な動作と向き合いながら、その詩的かつ物質的な深みを探求しました。
サイトスペシフィックなリサーチとして始まったこの取り組みは、彼女の活動に一貫するより大きな問いへと展開していきます——可視化しにくいものにどう向き合うのか?思いやりと反復によって形作られる動作は、どのように身体や時間を超えて記憶を繋ぐのか?こうした思索は、変容や親密さ、そして身体を集合的かつ触覚的な記憶の場として捉える、シュナイダーの継続的な実践を形づくっています。
シュナイダーの作品は、知覚と不在、存在と沈黙の間の繊細な境界に佇み、定義を拒むものー捉え難い瞬間、形のない雰囲気、あるものの表層と内側に潜むものとの微妙な緊張状態など―の輪郭を描き出します。
彼女は作品を通し、不可視性、親密さ、触れ合いに関する問いに静かに向き合いつつ、境目が絶えず変化し、確信は失われ、今すぐ何かと繋がる必要性を感じながらも安心できない世の中で、人々がどう前に進めば良いかを探ります。そこにあるのは単純明快な物語や確かな答えではなく、不確かさと不明瞭さの中に生きることへの誘いです。
急激な変化、経験の断片化、そして常に自分を演じ、定義するよう求められる世界の中で、シュナイダーの作品は立ち止まる瞬間を生み出します。それは複雑さを解決しないまま受け止めるという、慎重かつ一時的なアプローチを意味します。不透明で層を成し、ゆっくり時間をかけて形成する真珠はこのプロセスの象徴として、即時性に対する静かな抵抗、繊細さや注意深さ、ゆっくりと物事の意味が紐解かれていくこと、それらの価値の再認識を促します。
彼女の芸術は正面からの批判を目的とするのではなく、内省の場を作り出し、不安定な現実世界を前進し、何かに触れ、触れられ、距離が支配する時代に親密さを感じるとはどういうことか問いかけます。
この展示もまた、揺るがぬ真実を提示するものではなく、出発点、つまり可視性と不可視性、存在と不在の間をどう歩むべきか、今一度考えさせ、発話されないものに耳を傾けるよう促す断片的要素とジェスチャーです。
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WORKING TITLE: I ♥️ ARTISTS & OCEANS
Wrought in the tides of a year becoming, WORKING TITLE: I ♥️ ARTISTS & OCEANS is a group exhibition. Surfaced here are artworks by Lulua Alyahya and Valérian Goalec, artworks by Angélique Heidler, Zeynep Kayan, Valeria Schneider and Zinong Zhang; art workings that ebb and flow in form and in thinking.
Belmacz’s thrives on arts expansiveness; we love to get lost in the vastness of horizons, be these red-blue, lilac, opal, deep peach or pearl. From this sea of passion, WORKING TITLE: I ♥️ ARTISTS & OCEANS, brings together a range of artists each of whom we have felt inspired by; artists who make us want to venture forth and further, to places known or new and to experience again and again the full on verbosity of life — living.
We know that this is our romantic projection, the joys of art present such far off looking.
The artists in WORKING TITLE: I ♥️ ARTISTS & OCEANS do more than offer a dreamy reflection on life, they provide a material kick, demanding that we do the work of thinking free(&)dom for ourselves. That we sit with their artworks and chart where we can venture with them; physically or at least with them in mind. In an epoch of ever greater in-progressiveness, where one is often exposed to numb faced chatter, Lulua and Valérian and Angélique, Zeynep, Valeria and Zinong provide us with an ode to renewal.
Belmacz
45 Davies Street
London W1K 4LX
United Kingdom
22. January - 28. March 2025
PV: Tuesday 21st January, 6 -8 pm
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VON WOLKEN UND ANDEREN LÜGEN
Malte Bartsch, Hannah Sophie Dunkelberg, Martin Groß,
Sarah Lehnerer, Valeria Schneider, Felix Leon Westner
11. Juli – 31. August 2024
Eröffnung: Donnerstag, 11. Juli, 17 – 20 Uhr
EIGEN + ART Galerie Berlin
Performance: Felix Leon Westner
Freitag, 30. August, 19 Uhr
"Dies wird schwer sein, weil niemand genau weiß, wer da eigentlich erzählt, ob ich es bin oder das, was gerade passiert ist, oder das, was ich gerade sehe".1
Und dennoch soll es nicht unversucht bleiben, das Erzählen. Der Erzähler, von dem wir nicht sicher sein können, wer es ist, und von dem auch der Erzähler selbst nicht sicher ist, wer er ist,2 (die Vermutung liegt nahe, dass es auch bei den Erzähler:innen weiter unten dann und wann so sein könnte)3, schaut am liebsten in die Wolken, bilden sie für ihn ein Bild, in dem sich sein Blick verlieren kann und so der Imagination freien Lauf gelassen wird. Doch ist er sich im Klaren darüber, dass das, was dieser Imagination entspringt, nicht zwangsläufig der Wahrheit entspricht. Was nicht bedeutet, dass es eine Lüge ist. Als Lüge wird vielmehr das „Jetzt“ bezeichnet, einfach deshalb, weil es immer gleich vorüber ist, ja vorüber zieht wie die Wolke am Himmel. Das Sehen dieses „Jetzt“ nennt der Erzähler auch Verlogenheit, weil es uns – vermeintlich – am weitesten von uns selbst entfernt. Vermutlich deshalb die Unerklärlichkeit, wer erzählt – oder sieht. Aber nicht falsch verstehen: die „irrealen Fabrikationen“ müssen gar nicht schlecht sein, ganz im Gegensatz zur Lüge.
Eins zumindest ist also klar: es geht hier ganz und gar nicht darum, die Realität so abzubilden, wie sie ist, wie sie sich darbietet, rein äußerlich (so wie das „kostbare Feuerwerk“).4
Es geht eher um die Verselbständigung des Denkens, das sich entfaltet, wenn das Sehen sich an etwas aufhängt. Als wäre da ein Faden... Dann bleibt nichts anderes übrig als zu „beobachten und zu warten, beobachten und ...“ (PENDING)5 Dieser Diskurs erinnert mich – plötzlich – an Becketts „Warten auf Godot“, in dem Estragon an einer Stelle des endlosen Wartens „Heitere Aussichten!“ ruft.
Es wäre allerdings falsch anzunehmen, dass dann irgendetwas passiert. Heiter sind die Aussichten nur in dem Sinne, als dass von aufziehenden Wolken keine Rede ist. Trotzdem wird auch bei Beckett ständig in den Himmel gestarrt, der „blaß und leuchtend“ ist, (oder blau glänzend mit Auswüchsen wie im Traum – nicht nur bei Nacht)6, ein „Schleier süßen Friedens“.7
Doch deutet dieser Schleier – oder das Blau? – es vielleicht gerade an: auch hier liegt eine „Lüge“ in der Luft, ein Phantasiegebilde oder wer weiß schon was Godot eigentlich ist. Was ein ungutes Gefühl verleiht (not bad, aber auch nicht nice)8. Die Auflösung wäre Godots Erscheinen, wie im Teufelsgeifer die Erlösung – ja was eigentlich wäre? (Wer suchet, der findet sie womöglich in – oder zwischen – den unzähligen Augen).9
Diesen einen Moment, der – blöderweise – am seidenen Faden hängt,10 und, weil es sich nur um den Bruchteil einer Sekunde handelt, nicht wahrnehmbar und damit auch nicht zu beschreiben oder abzubilden ist? (Fragen Sie Sarah Lehnerer.)11 Und diesen dann auch noch derart zu vergrößern, to blow it up? (Schauen Sie auf Sarah Lehnerer.) Am Ende ist es bei Cortázar wie auch bei Beckett dasselbe wie am Anfang: „Wolken sehen“ oder „warten und nicht gehen“. Worauf warten wir? Gehen wir uns die Wolken ansehen.
„Jetzt zieht eine große weiße Wolke vorbei, wie an allen diesen Tagen, dieser unermeßlichen Zeit. Was zu sagen bleibt, ist immer eine Wolke“.12
Lisa Schütz
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1 Julio Cortázar: Teufelsgeifer, in: Südliche Autobahn, Frankfurt am Main 1998, S. 380. Die Erzählung diente Michelangelo Antonioni als Grundlage für seinen Film „Blow Up“ aus dem Jahr 1966.
2 Roberto Michel, Franzose chilenischer Abstammung, Übersetzer und in seiner Freizeit Amateurphotograph; es bleibt unklar, ob der Erzähler der ersten und dritten Person, die sich ständig abwechseln, dieselben sind.
3 Malte Bartsch, Hannah Sophie Dunkelberg, Martin Groß, Sarah Lehnerer, Valeria Schneider und Felix Leon Westner, Künstler:innen
4 Malte Bartsch, Machina di fuco artificiale, 2024, Aluminiumguss, 145 x 41 x 35,5 cm
5 Martin Groß, Pending, 2024, Oil Stick auf Papier, 196 x 160 cm
6 Hannah Sophie Dunkelberg, Lierre, en rêve, 2022, Polystyrol, Aluminiumrahmen, 101 x 151 cm
7 Samuel Beckett, Warten auf Godot, in: Stücke, Frankfurt am Main 1967, S. 167f.
8 Felix Leon Westner, I HAVE A BAD FEELING , 2024, Acryl und Sprühlack auf Leinwand, Aluminiumrahmen, 52 x 52 cm 9 Valeria Schneider, OCEAN EYES, 2024, Buntstift auf Papier, 38 x 29,7 cm
10 „wie ein Marienfaden in der Morgenluft entschwand. Aber die Marienfäden nennt man in Chile auch Teufelsgeifer“, Cortázar, Teufelsgeifer, S. 388.
11 Sarah Lehnerer, 13.05.24 und 03.04.24, Druck-Frottage, Tinte auf Seidenpapier, je 260 x 210 cm
12 Cortázar, Teufelsgeifer, S. 393.